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Laut Dyslexia Action (2017) sind rund 16% der Bevölkerung LegasthenikerInnen. Mediziner forschten an Legasthenie bereits am Ende des 19. Jahrhunderts. In der Folge wurde Legasthenie häufig als Störung eingeordnet und sogar die WHO definiert sie fälschlicherweise als Krankheit. Legasthenie ist allerdings keine Krankheit. Die Betroffenen Menschen können in den gängigen Schulsystemen nur sehr langsam Wissen aufnehmen, denn das vorherrschende Bildungswesen ist nämlich keinesfalls auf die speziellen Bedürfnisse von LegasthenikerInnen abgestimmt. Legasthene Gehirne sind anders aufgebaut und dadurch werden Informationen unterschiedlich verarbeitet.

Menschen mit Legasthenie nehmen ihre Umwelt,  trotz durchschnittlich gleicher Intelligenz, anders wahr. Sie haben eine geringere Aufmerksamkeitsspanne bei Vorträgen oder beim Aneignen von schriftlichen Informationen. Dadurch können schon in frühem Alter Schwierigkeiten beim Lesen, Schreiben und Rechnen entstehen (Dr. Astrid Kopp-Duller, 1995). 
Die Legasthenie ist eine Lese- und Rechtschreibschwäche (LRS). Wissenschaftliche Studien bestätigen einen engen Zusammenhang von Lese- und Rechtschreibstörungen und Schwierigkeiten beim Fremdsprachenerwerb. Dadurch blieb der erhoffte Erfolg in der Schule bei vielen LegasthenikerInnen trotz durchschnittlich normaler Intelligenz aus. Die Pädagogik und das allgemeine Schulsystem sind nicht auf die speziellen Bedürfnisse von LegasthenikerInnen ausgelegt. Kinder mit LRS verlieren durch das Ausbleiben von schulischem Erfolg oftmals frühzeitig die Motivation am Lernen. Menschen mit einer Legasthenie greifen stärker auf lautanalytische, als auf orthographische Strategien zurückgriffen (Prof. Dr. Roswitha Romonath, 2006). 
Es gibt unterschiedliche Aktivierungsmuster bei guten und legasthenen Lesern: Gute Leser aktivieren bei zunehmender Automatisierung das Wortformsystem beim Lesen, welches im posterioen (hinteren) Teil der linken Gehirnhälfte angesiedelt ist. LeserInnen mit einer Legasthenie fällt es schwerer flüssig zu lesen und bleiben meist eher langsame Leser. Sie aktivieren verstärkt die frontalen neuronalen Verarbeitungspfade, die der Wort Analyse und der Artikulation dienen. Mit Rückgriff auf diese frontalen Systeme kann ein legasthener Leser eine Bewusstheit für die Lautstruktur durch subvokalische Formung der Wörter mit seinen Artikulationsorganen entwickeln. Dieser Prozess erlaubt ihm zwar die Buchstabenabfolge zu erlesen, eine notwendige Automatisierung und Flüssigkeit beim Erkennen von Wörtern und Sätzen wird jedoch kaum erreicht. Das Muster der Unteraktivierung der hinteren Hirnregion erweist sich damit als neuronales Kennzeichen für die phonologischen Schwierigkeiten bei Dyslexie. Legastheniker sind also trotz ihrer Leseschwäche nicht weniger intelligent (Prof. Dr. Roswitha Romonath, 2006).
Laut Prof. Dr. Romonath haben LegasthenikerInnen Schwierigkeiten Lese- und Schreibprozesse flüssig zu automatisieren und haben große Mühen beim Aufbau eines breiten Wortschatzes. Außerdem sind Schwächen im sprachlichen Kurzzeitspeicher und ein langsamerer Zugriff auf das Langzeitgedächtnis häufig auftretende Symptome.
Menschen haben unterschiedliche Stärken und Schwächen. Besonders für LegasthenikerInnen ist es äußerst wichtig sich seinen Stärken und Schwächen bewusst zu sein. Menschen mit Legasthenie schaffen es oftmals ein hohes Maß an Mitgefühl, Fairness, Empathie und Verständnis gegenüber ihren Mitmenschen an den Tag zu legen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass diese Eigenschaften dadurch befeuert werden, dass LegasthenikerInnen schon in frühen Jahren selbst unfair im Zuge ihrer schulischen Laufbahn behandelt wurden und früh mit Stigmatisierungen zu kämpfen hatten. Menschen mit einer LRS mussten bereits in jungen Jahren erkennen, dass sie mehr arbeiten müssen als ihre MitschülerInnen. Doch erfolgreiche und ambitionierte LegasthenikerInnen entwickeln dadurch häufig eine enorme Zielstrebigkeit. Weiters haben LegasthenikerInnen oftmals die Fähigkeit auch bei starkem vorherrschendem Chaos Probleme zu bewältigen. Sie sind es gewohnt außerhalb ihrer Komfortzone zu handeln und möglichst flexibel auf Probleme zu reagieren und diese adäquat zu lösen. Nichts ist unmöglich, sie finden einen Weg und geben nicht auf. Denn das ist was sie bereits ihr ganzes Leben lang getan haben. Gruppen die auf innovative Ideen, neue adaptive Lösungen und effiziente Problem Bewerkstelligungen setzten, wären gut beraten sich LegasthenikerInnen in ihr Team zu holen (Fawcett et al., 2013).

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LegasthenikerInnen haben vier große Talentmuster die häufig auftreten, welche als „MIND strengths“ definiert werden: 

  • Material Reasoning: Gutes logisches Denken in der Materiellen Welt. Weiters ein ausgeprägtes räumliches Denken.

  • Interconnected Reasoning: Die Kunst übergreifende Verbindungen zwischen Ideen und Ereignissen herzustellen. Also den Blick für das wesentliche, bzw. das „big picture“ erkennen.

  • Narrative Reasoning: Argumentieren und lernen mit Geschichten, persönlichen Erfahrungen und Anekdoten. 

  • Dynamic Reasoning: Herrvoragenedes logisches Denken in komplexen und sich ständig verändernden Umgebungen. Gute Intuition die Zukunft zu antizipieren.

Interessant ist, dass diese Talentmuster laut der Studie von Dyslexia Association (2013) alle samt die folgenden zwei Charakteristika aufweisen: Diese Talente sind enorm wichtig für das Berufsleben, stehen aber nicht im Einklang mit dem derzeitigen Schulsystem und werden dort dementsprechend auch nicht gefördert. Die SchülerInnen, die sich in ihrer Schulzeit, bedingt durch ihre Legasthenie am schwersten tuen, sind möglicherweise später im Berufsleben die fähigsten MitarbeiterInnen und Führungskräfte, vor allem bei kreativer und innovativer Arbeit. Es scheint LegasthenikerInnen nicht schwer zu fallen „outside the box“ zu denken, denn sie waren möglicherweise nie „in the box“. Zusammenfassend ist zu sagen, dass Legasthenie sich in den letzten Jahren von einem „Fluch“ hin zu einem signifikanten Vorteil in einigen beruflichen Feldern entwickelt hat (Fawcett et al., 2013).

Literaturquellen:

Fawcett, A., Saunders, K., Nicolson, R., Agahi, S., West, T., Logan, J. & Barnett, L. (2013). The Dyslexia Handbook. The British Dyslexia Association, 8, 9-43.

Ramonath, R. (2006). Fremdsprachen lernen bei Legasthenie. Zeitschrift des BVL, 21-31.

 

Internetquellen:

EÖDL (2021). Was ist Legasthenie? Im Internet abrufbar unter: https://www.legasthenie.at/was-ist-legasthenie/

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